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FAQ Agentic AI

Agentenbasierte KI verständlich erklärt: Einsatzfelder, Risiken und PoC Fahrplan für den Mittelstand

Komponenten eines Agenten

 

 

Agentic AI ist gerade das Schlagwort der Stunde. Gleichzeitig ist vieles daran noch unscharf, übertrieben oder schlicht missverstanden. Dieses FAQ richtet sich an Geschäftsführung, Bereichsleitung und Verantwortliche in mittelständischen Unternehmen, die sich fragen:

  • Was steckt wirklich dahinter

  • Wo ist der konkrete Nutzen

  • Welche Risiken und Hausaufgaben gibt es

  • Wie könnte ein erster sinnvoller PoC aussehen

Ziel ist nicht, Ihnen das nächste Hype Thema zu verkaufen, sondern Klarheit zu schaffen, damit Sie informierte Entscheidungen treffen können.


1. Was bedeutet Agentic AI ganz konkret

Kurz gesagt: Agentic AI sind KI Systeme, die nicht nur antworten, sondern eigenständig Schritte planen und ausführen, um ein Ziel zu erreichen.

Ein Agent

  • bekommt ein Ziel oder Auftrag

  • plant selbst, welche Schritte nötig sind

  • nutzt Werkzeuge und Systeme, auf die er Zugriff hat

  • bewertet Zwischenergebnisse und passt seinen Plan an

  • protokolliert, was er getan hat

Ein einfaches Bild: Statt einem „schlauen Taschenrechner“ haben Sie einen digitalen Kollegen, der Anweisungen versteht, Tools bedienen kann und Ergebnisse zurückspielt. Die Verantwortung bleibt trotzdem bei den Menschen.


2. Wie unterscheidet sich Agentic AI von einem Chatbot wie ChatGPT

Ein klassischer Chatbot

  • beantwortet Fragen

  • bleibt im Dialog

  • tut außerhalb des Chats nichts

Ein Agent

  • kann selbst Tätigkeiten ausführen, zum Beispiel

    • Daten in einem System nachschlagen

    • Dokumente zusammenstellen

    • Workflows anstoßen

    • E Mails oder Tickets vorbereiten

  • arbeitet Aufgabenlisten Schritt für Schritt ab

  • kann andere Agenten einbinden

Chatbot gleich Gespräch. Agent gleich Gespräch plus Handlung im System.


3. Welche typischen Anwendungsfälle gibt es für den Mittelstand

Einige realistische Beispiele, die wir in Projekten sehen:

  • Ancud IT Shopfloor Assisstent

Der Ancud IT Shopfloor Assistent unterstützt Mitarbeitende direkt an der Linie, indem er Fragen zu aktuellen Störungen beantwortet und konkrete Lösungsschritte vorschlägt. So finden Teams schneller die Ursache, können Ausfälle gezielt beheben und machen ihr Erfahrungswissen für alle zugänglich.

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  • Sales und Angebotserstellung
    Der Agent sammelt Informationen aus CRM, alten Angeboten und Produktkatalogen und erstellt einen Angebotsentwurf inklusive Textbausteinen und Kalkulationsvorschlag.

  • Service und Support
    Der Agent liest Tickets, Handbücher und Wissensdatenbanken, schlägt Lösungen vor, erstellt Antwortentwürfe und verlinkt relevante Dokumente.

  • Beschaffung und Lieferantenkommunikation
    Der Agent vergleicht Angebote, prüft Rahmenbedingungen, fasst die Unterschiede zusammen und bereitet Rückfragen an Lieferanten vor.

  • Qualität und Produktion
    Der Agent analysiert Qualitätsmeldungen, Schichtberichte und Messwerte, markiert Auffälligkeiten und erstellt Kurzberichte für Meister oder Produktionsleitung.

  • Dokumentation und Compliance
    Der Agent hilft, Richtlinien zu pflegen, generiert erste Entwürfe für Verfahrensanweisungen und prüft Dokumente auf formale Vorgaben.

Wichtig: In einem ersten PoC geht es fast immer darum, Mitarbeitende zu entlasten, nicht darum, sie zu ersetzen.

 

 


4. Wo fange ich als Geschäftsführung oder Bereichsleitung an

Praxisnaher Einstieg:

  1. Einen konkreten Arbeitsalltag anschauen
    Wo verbringen qualifizierte Mitarbeitende viel Zeit mit Suchen, Nachschlagen, Übertragen, Dokumentieren.

  2. Einen klaren Use Case beschreiben
    Beispiel: „Angebotsentwürfe für Standardprodukte deutlich schneller erstellen, ohne Qualitätseinbußen.“

  3. Rahmen definieren
    Welche Systeme darf der Agent nutzen, welche nicht. Welche Daten sind tabu. Wer prüft die Ergebnisse.

  4. Kleinen PoC mit klaren Erfolgskriterien planen
    Keine Monsterinitiative, sondern ein begrenztes Experiment mit Lernfokus.


5. Welche Voraussetzungen braucht mein Unternehmen

Technisch und organisatorisch braucht es vor allem:

  • Zugriff auf die relevanten Datenquellen, zumindest lesend
    zum Beispiel DMS, CRM, ERP, Service Tools, File Server

  • halbwegs strukturierte Prozesse
    der Agent kann Chaos nicht magisch in Ordnung verwandeln

  • jemanden, der fachlich Verantwortung übernimmt
    fachliche Owner, die sagen, was „gut genug“ ist

  • IT, die Schnittstellen und Sicherheitsfragen mitträgt
    Identity Management, Zugriffsrechte, Logging, Netzwerk

Perfekt aufgeräumte Daten sind keine Pflicht, aber massive Silos und unklare Berechtigungen bremsen jeden PoC aus.


6. Wie viel Autonomie sollte ein Agent haben

Für einen ersten PoC lautet die Antwort fast immer: unterstützend, nicht voll autonom.

Typische Stufen

  1. Agent macht Vorschläge, Mensch entscheidet und löst aus

  2. Agent füllt Entwürfe vor, Mensch prüft und korrigiert

  3. Agent führt ungefährliche Schritte selbst aus, kritische Schritte nur nach Freigabe

  4. Erst in fortgeschrittenen Szenarien: Agent darf komplette Workflows eigenständig fahren

Für den Mittelstand ist es sinnvoll, mit Stufe eins bis drei zu starten. So bleibt die Kontrolle bei den Mitarbeitenden, die Akzeptanz steigt, und das Risiko bleibt begrenzt.


7. Was sind realistische Erwartungen an Qualität und Zuverlässigkeit

Agentic AI kann

  • Routineaufgaben deutlich beschleunigen

  • Wissen aus vielen Quellen zusammenführen

  • Komplexe Texte vereinfachen und strukturieren

  • Mitarbeitenden Denk und Tipparbeit abnehmen

Agentic AI kann nicht

  • Verantwortung übernehmen

  • garantiert fehlerfrei entscheiden

  • fehlende Daten herbeizaubern

  • schlechte Prozesse kompensieren

In der Praxis sehen wir: Wenn Use Case, Datenbasis und Rahmen stimmen, können Zeitersparnisse von zwanzig bis vierzig Prozent in bestimmten Tätigkeiten durchaus realistisch sein. Aber das entsteht nicht automatisch, sondern durch saubere Gestaltung und Iteration.


8. Wo liegen die Risiken

Einige Risiken, die man ernst nehmen sollte:

  • Falsche oder ungenaue Ergebnisse
    Halluzinationen, Missverständnisse, veraltete Daten.

  • Datenschutz und Vertraulichkeit
    Sensible Daten dürfen nicht in falsche Systeme wandern.

  • Schatten IT
    Fachbereiche basteln sich eigenständig Agenten ohne Governance.

  • Überautomatisierung
    Schritte werden automatisiert, die eigentlich überdacht oder vereinfacht werden sollten.

  • Akzeptanzprobleme
    Mitarbeitende fühlen sich übergangen oder bedroht.

Diese Punkte lassen sich adressieren, aber nur, wenn sie von Anfang an offen auf den Tisch kommen.


9. Wie bleiben Mensch und KI in einer sinnvollen Rollenverteilung

Ein praktikables Prinzip ist: Der Agent arbeitet zu, der Mensch entscheidet

  • Der Agent

    • sammelt, sortiert, fasst zusammen

    • schlägt Optionen vor

    • dokumentiert, was er getan hat

  • Der Mensch

    • setzt Ziele und Rahmen

    • trifft Entscheidungen

    • verantwortet Ergebnisse

Gerade im Mittelstand ist die implizite Erfahrung der Mitarbeitenden enorm wertvoll. Agenten sollten diese Erfahrung stützen, nicht ersetzen.


10. Was ändert sich für meine Mitarbeitenden

Typische Veränderungen:

  • Weniger Zeit für Copy Paste und Dokumentation

  • Mehr Zeit für Klärung, Abstimmung, Kundendialog

  • Neue Rollen, zum Beispiel „Agent Supervisor“ oder „Use Case Owner“

  • Bedarf an Schulungen, wie man sinnvoll mit Agenten zusammenarbeitet

Wichtig ist, Mitarbeitende möglichst früh einzubeziehen, nicht erst zur Rolloutphase. Die besten PoCs entstehen dort, wo die betroffenen Teams die Use Cases selbst mit definieren.


11. Welche IT Architektur braucht Agentic AI wirklich

Für einen ersten PoC reicht oft eine schlanke Architektur:

  • ein Agentic AI Layer
    der mit einem oder mehreren Modellen sprechen kann

  • Anbindung an einige Kernsysteme
    zum Beispiel per API oder Konnektoren

  • Zugriff auf interne Dokumente
    über RAG oder ähnliche Mechanismen zur Wissenssuche

  • Logging und Monitoring
    damit man nachvollziehen kann, was passiert ist

Später kann daraus eine robustere Plattform werden. Für den Anfang ist wichtiger, schnell eine Ende zu Ende Erfahrung zu schaffen, statt eine perfekte Architektur im stillen Kämmerchen zu entwerfen.


12. Wie gehe ich mit Datenschutz und DSGVO um

Zentrale Punkte:

  • Klar definieren, welche Daten der Agent sehen darf und welche nicht

  • technische Trennung von sensiblen Bereichen

  • Nutzung von Modellen und Infrastruktur, die GDPR konform betrieben werden

  • Protokollierung von Zugriffen und Aktivitäten

  • Einbindung von Datenschutzbeauftragten und Betriebsrat von Anfang an

Ein PoC ist auch hier ein gutes Instrument, um gemeinsam mit Datenschutz und IT Security einen gangbaren Weg zu finden, statt abstrakt über Risiken zu diskutieren.


13. Wie teuer ist ein erster PoC und wie lange dauert er

Die ehrliche Antwort: Es hängt von Use Case, Systemlandschaft und Umfang ab.

Typisch für einen fokussierten PoC

  • Laufzeit: vier bis sechzehn Wochen, inklusive Konzeption, Umsetzung und Auswertung

  • Aufwand: überschaubares Budget im Rahmen anderer Digitalprojekte, oft vergleichbar mit einem kleineren Prozessautomatisierungs oder BI Projekt

Wichtiger als die exakte Zahl ist: Der PoC muss so gestaltet sein, dass er eine klare Lernkurve erzeugt und belastbare Entscheidungen vorbereitet.


14. Wie messen wir den Erfolg eines PoC

Ein PoC sollte immer klare, messbare Ziele haben, zum Beispiel

  • Zeitersparnis bei einem konkreten Prozessschritt

  • Reduktion von Nacharbeiten oder Rückfragen

  • bessere Erreichbarkeit von Wissen für bestimmte Rollen

  • Zufriedenheit der Mitarbeitenden im betroffenen Team

Zusätzlich sind qualitative Ergebnisse wichtig

  • Was hat gut funktioniert

  • Wo hakt es noch

  • Welche technischen und organisatorischen Hürden sind sichtbar geworden

Ein PoC ohne klare Metriken ist eher ein Experiment als eine Entscheidungsgrundlage.


15. Was, wenn der PoC zeigt, dass der Use Case nicht taugt

Das ist kein Scheitern, sondern ein wertvolles Ergebnis, wenn man es sauber dokumentiert.

Wichtige Fragen

  • Lag es am Use Case selbst oder an Daten, Schnittstellen, Prozessen

  • Gab es zu hohe Erwartungen an Autonomie oder Qualität

  • Welche Bausteine lassen sich trotzdem weiterverwenden

Ein ehrlicher PoC liefert die Basis, um drei Dinge zu tun

  • Use Case anpassen

  • auf einen besseren Use Case wechseln

  • oder bewusst zu sagen: „Für diesen Bereich ist Agentic AI derzeit nicht sinnvoll“


16. Bauen oder kaufen: Eigene Plattform oder fertige Lösungen

Es gibt es grob drei Wege

  1. Standardtools mit begrenzter Anpassung
    Schnell verfügbar, aber oft wenig tief in Ihre Prozesse integriert.

  2. Plattform Ansatz
    Eine Agentenplattform, die sich in Ihre Systemlandschaft integriert und sukzessive um Use Cases erweitert wird.

  3. Einzellösungen für kritische Prozesse
    Spezifische Agenten, zum Beispiel nur für Angebotskalkulation oder Service, dafür tief verzahnt.

Ein PoC kann helfen zu entscheiden, ob eher ein Plattform oder Einzellösungsansatz zu Ihrer Organisation passt.


17. Wie vermeide ich Abhängigkeit von einzelnen Anbietern oder Modellen

Ein paar Prinzipien helfen

  • Architektur so planen, dass die Anbindung verschiedener Modelle möglich bleibt

  • offene Schnittstellen und Standards nutzen

  • wo sinnvoll, auch Open Source Modelle evaluieren

  • Trennung von „Fachlogik“ und „Modellzugriff“
    damit nicht alles an einem einzigen Anbieter hängt

Gerade für mittelständische Unternehmen ist digitale Souveränität ein wichtiger Punkt, der bei Agentic AI von Anfang an mitgedacht werden sollte.


18. Was ist der Unterschied zwischen einem einzelnen Agenten und einem Multi Agenten System

  • Ein einzelner Agent übernimmt eine Aufgabe Ende zu Ende oder unterstützt bei einem klar abgegrenzten Ausschnitt.

  • Ein Multi Agenten System besteht aus mehreren spezialisierten Agenten, die zusammenarbeiten, zum Beispiel

    • ein Recherche Agent

    • ein Analyse Agent

    • ein Dokumentations Agent

    • ein Qualitätssicherungs Agent

Für den Einstieg genügt oft ein gut gestalteter Agent. Multi Agenten Systeme lohnen sich, wenn die Prozesse komplexer werden oder verschiedene Fachperspektiven abbilden sollen.


19. Wie passt Agentic AI zu bestehenden Initiativen wie Lean, Industrie 4.0 oder RPA

Agentic AI ersetzt diese Initiativen nicht, sondern ergänzt sie

  • Lean bleibt Grundlage, um Verschwendung zu identifizieren. Agenten können Daten schneller nutzbar machen und Standardarbeit unterstützen.

  • Industrie 4.0 liefert Sensorik, Vernetzung und Datenquelle, auf denen Agenten aufbauen können.

  • RPA automatisiert starre Klick Abläufe. Agenten können RPA Bots ansteuern, Entscheidungen vorbereiten oder flexible Schritte übernehmen, die RPA alleine nicht kann.

Die Kunst liegt darin, Agentic AI nicht als separate Insel aufzubauen, sondern bewusst in bestehende Transformationsprogramme einzubetten.


20. Wie könnte ein erster PoC mit einem Partner wie Ancud IT aussehen

Ein möglicher Ablauf, bewusst schlank gehalten

  1. Use Case und Rahmen schärfen
    Gemeinsamer Workshop mit Fachbereich, IT und, wenn nötig, Datenschutz und Betriebsrat. Ziel: Einen konkreten Use Case mit klaren Zielen und Grenzen definieren.

  2. Architektur und Datenzugriffe klären
    Welche Systeme werden angebunden, wie laufen Berechtigungen, welche technischen Bausteine werden genutzt.

  3. PoC Umsetzung mit enger Schleife zum Fachteam
    Kurze Umsetzungs Sprints mit regelmäßigem Feedback der Anwenderinnen und Anwender. Lieber früher zeigen, was schon geht, als monatelang im Hintergrund entwickeln.

  4. Auswertung, Entscheidung, Roadmap
    Messung der definierten Ziele, ehrliche Bewertung, Dokumentation der Learnings und Entscheidung, ob und wie der Use Case in Richtung Pilot oder Rollout weiterentwickelt wird.

Wichtig dabei: Offene Kommunikation, realistische Erwartungen, klare Verantwortlichkeiten. Dann wird aus einem PoC nicht nur ein Techniktest, sondern ein echter Lernbaustein für die Organisation.


21. Was sollte ich als Manager als Nächstes tun

Wenn Sie das Thema ernsthaft prüfen wollen, helfen drei einfache Schritte

  1. Zwei bis drei konkrete Tätigkeiten identifizieren, bei denen Ihre Teams heute sichtbar Zeit verlieren

  2. Diese Tätigkeiten grob in „Informationsarbeit“ und „Entscheidung“ aufteilen

  3. Prüfen, wo ein Agent heute schon vorbereitende Arbeit übernehmen könnte, ohne dass die Verantwortung abgegeben wird

 

Agentic AI ist kein Zaubertrick, aber ein mächtiges Werkzeug, wenn es in reale Abläufe, echte Verantwortung und eine saubere Architektur eingebettet ist.

 

Wie helfen Ihnen gern bei der Konzeption und Umsetzung.